Gavin Maxwell
17.05.1962

Beweise für die Folterungen

Heute hat der SVP-Landtagsabgeordnete Hans Plaikner im Regionalrat in Trient mit den Folterern abgerechnet. Er hat dazu eine ausführliche Rede zu den Folterungen der Südtiroler Häftlinge gehalten, welche von einigen Abgeordneten noch immer heruntergespielt oder sogar geleugnet werden.

Nachdem die negativen Obduktionsberichte von der italienischen Presse als Beweis genommen wurden, dass die Folterberichte nur frei erfunden seien, hat Plaikner erklärt, dass die Obduktionsberichte nicht die einzigen möglichen Beweise gewesen sind. Auch hat er darauf verwiesen, dass die Misshandlungen eine indirekte Todesursache gewesen sein könnten. Der Tod von Franz Höfler ist ein klares Zeichen für Misshandlung, da der Bruch der Hauptschlagader bei so jungen Menschen in neunzig Prozent der Fälle durch äußere Gewaltanwendung verursacht sind. Es gibt aber auch zahlreiche medizinische Gutachten von Inhaftierten, über ausgeschlagene Zähne und durchbrochene Trommelfelle.

Ein weiterer wichtiger Beweis für die Möglichkeit von Folterungen in Italien erbringt das Buch des schottischen Schriftstellers Gavin Maxwell (im Bild) „Die zehn Todesqualen“. In diesem Buch werden die Foltermethoden in einem sizilianischen Gefängnis beschrieben. Eine besondere Überschneidung gibt es in der Foltermethode „cassetta“, die sowohl im Buch als auch in den Briefen von Südtiroler Häftlingen beschrieben wird. Bei dieser Methode wird der Häftling nackt mit zurückgezogenem Kopf auf ein Holzgerüst gebunden und über eine Gasmaske wird ihm Salzwasser eingeflößt. Das Wasser wird dann wieder aus dem Körper gedrückt und das Ganze beginnt von vorne.

Plaikner vergleicht die Methoden mit jenen aus der Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus und betont, dass dieses Vorgehen untragbar sei. Es müsse auch im Interesse und Ansehen des italienischen Staates liegen, diesem schändlichen Treiben ein Ende zu setzen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen – in Südtirol, aber auch in Sizilien. Bevor die Frage um die Misshandlungen nicht geklärt ist, sieht der SVP-Landtagsabgeordnete Hans Plaikner auch keine Möglichkeit für eine politische Lösung der Südtirolfrage.

 

(Quelle Text: Otto Scrinzi, Chronik Südtirol 1959-1969, S. 291 ff, Quelle Bild: Wikipedia)

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